Die Sehnsucht nach Wärme

13 Februar 2015

"Pisseflecken an grauer Betonwand"(S.7)
Na, das kann ja romantisch werden ...






Titel: Marmorkuss
Autor: Jennifer Benjau
Seitenanzahl: 432
Verlag: script5
Erschienen am: 14. Oktober 2014
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Inhalt


Jarno, ein Träumer und Fotograf ohne Kamera, hat sich verliebt. Doch nicht in ein Mädchen, oder zumindest kein echtes, sondern in die Statue einer jungen Frau. Tag für Tag zieht es ihn in die verlassene Villa, nur um die stumme Schönheit stundenlang zu betrachten. Und eines Nachts geschieht es: Nach einem verwirrenden Unfall, einem keuschen Kuss, viel Blut und einer bewusstlosen Nacht in dem verwitterten Haus ist die Figur aus Marmor weg! Doch plötzlich steht Klara vor ihm, Klara, die wie die Statue aussieht. Jarno wird in eine neue Welt der Zauberei und Liebe gerissen und ist bald zwischen den Zeiten verloren.


Meine Meinung

Schau dir das Cover an und lies dir den Klappentext durch. Was ist dein erster Eindruck? 
Klischee! Romanze! Kitsch! 
All diese Begriffe schrien mich geradezu an, als mir das Buch in die Hand gedrückt wurde. Mein Interesse an der Geschichte lag ungefähr bei Null, aber ich wollte nicht kleinlich sein und fing an zu lesen.
Die erste vier Wort sagen schon alles: "Pisseflecken an der Betongwand" ... Vielleicht nicht ganz so romantisch und märchenhaft wie ich gedacht hatte?
"Marmorkuss" ist eigentlich ein Romantasyroman, immerhin wird eine Statue wach geküsst. Jedoch sind die Herausforderungen alles andere als magisch. Jarno ist nicht der typische Märchenprinz, sondern ein Underdog, der auf der schwarzen Liste des organisiertem Verbrechen steht und Geldprobleme hat. Die frisch erwachte Klara wird in seine Welt hinein gezogen und erst ganz am Schluss kommt so etwas wie Magie ins Spiel. 
Das Besondere an dem Buch ist die unverblümte Sichtweise auf unseren Alltag und unterscheidet sich so deutlich von seinen Genre-Kollegen. Der Held sprintet nicht von Abenteuer zu Abenteuer und ist trotz der großen Ungerechtigkeit in seinem Leben noch so übermenschlich selbstlos, Nein! Hier darf die Hauptperson auch mal müde sein, sich nach einem Essen sehen oder ein Handy vermissen. Banalitäten, ja! Aber doch sehr aktuell und ansprechend. Es ist also sehr leicht, in die Rolle des Protagonisten zu schlüpfen und seine Entscheidungen nachzuvollziehen (was mir nicht bei vielen Büchern gelingt).
Der große Minuspunkt des Roman ist, dass die Geschichte sich zwar anders entwickelt als ich anfangs gedacht habe, aber der Verdacht auf ein riesiges Klischee erfüllt sich trotzdem. Der Handlungsverlauf ist meistens sehr vorhersehbar und da weder der Schreibstil noch die Haupthelden des Romanes besonders hervorstechend sind, verliert man im Laufe der Zeit das Interesse. Wie geht die Geschichte aus? Wer geht als Sieger hervor? Fragen, die mich leider nicht mehr ganz so brennend interessiert haben. Ich habe das Buch nur zu Ende gelesen, da es nicht wirklich schlecht, das würde ich nicht sagen, aber langweilig trifft es durchaus.


Fazit

Man sollte den Roman wirklich nicht nach seinem Cover beurteilen, denn so romantisch ist er nicht. Viele Punkte sind  von der Autorin sehr interessant umgesetzt, zum Beispiel der Wechsel zischen den zwei Parallelstorys. Jedoch wurden das Potenzial nicht richtig ausgenutzt und somit entsteht keine wirkliche Entwicklung oder Spannung. Das Ende ist mehr als bizarr und hinterlässt so leider einen eher enttäuschten als aufregenden Eindruck.

3 von 5 Punkten

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