"Ich war seit einiger Zeit die Heldin meines eigenen Lebens" - Das Finale der Schokoladentrilogie

19 November 2015


"Aber eine Frage bleibt doch offen: 
Hat sich der dumme Junge nur aus einem einzigen Grund in dich verliebt, nämlich weil sein ehrgeiziger Vater gegen die Beziehung war? Weil schnuckelige junge Leute wie du und ich nämlich Gegenwind brauchen. 
Wenn eine Liebe, die mal unter einem schlechten Stern stand, plötzlich unter einem guten steht, findet Romeo Julia vielleicht ganz schnell langweilig."
(S.354) 




Titel: Extradunkel
Autor: Gabrielle Zevin
Seitenanzahl: 432
Verlag: Fischer FJB
Erschienen am: 26. März 2015
Leseprobe: Klick hier







Inhalt


Wenn aus Feinden Freunde werden: Anya und Mr. Delacroix haben sich zusammengeschlossen und wollen nun gemeinsam Schokolade legalisieren. Die Eröffnung des Nachtclubs, in dem Kakao auf Rezept als Heilgetränk verkauft werden darf, steht kurz bevor. Doch alte Schatten aus ihrer Vergangenheit türmen sich auf und zeigen ihr, dass sie ihrem Erbe nicht entrinnen kann. 
Sie ist und wird immer eine Tochter der Balanchine-Familie sein.


Meine Meinung


Wo soll ich bloß anfangen?
Das Schnellste wäre es, Euch zu sagen, dass "Extradunkel" wie seine Vorgänger ist. 
Mitreißend, aufregend, dunkel und gut durchdacht. 
Jedoch gibt es sehr wohl ein paar Unterschiede:
Anya wird erwachsen, Win gewinnt so etwas wie einen Charakter und Mr. Delacroix (nennen wir in Mr. D ... De-la-croix ist doch arg lang) wird ein Sympathieträger mit einem Privatleben. 

Zwar mochte ich Mr. D schon in den vorherigen Bänden als bösen Antagonisten, doch Band drei setzt noch das Sahnehäubchen oben drauf. Der Leser bekommt Einblicke in sein Privatleben und seine Vergangenheit und so gewinnt der berechnende, kalte Politiker an Menschenlichkeit und Emotionen. Ganz im Gegensatz zu seinem Sohn Win, der für mich der Inbegriff von Naivität war und vor dem ich als Buchheldin schreiben weggelaufen wäre. Jede vorherige Szene mit ihm wurde mit einem "laaaaangweilig" abgestempelt und ich konnte nie verstehen, wieso sich ausgerechnet ein Mädchen wie Anya (pragmatisch, klug, realistisch, direkt, ...) sich für so ein Schoßhündchen interessiert. 
Bis jetzt, denn jetzt wurde ihr das Schoßhündchen genommen. 
Das klingt zwar sehr hart, beschreibt aber meiner Meinung nach recht gut, welchen Charme etwas plötzlich gewinnt, wenn es verloren geht. Genau das ist hier der Fall und so wird der Junge mir fast sympatisch. 

Kommen wir zum Romeo dieser Geschichte: Anya Balanchine.
Wie schon gesagt wird unsere Protagonistin erwachsen, was ihre Charakterbildung so gut wie abschließt (so heißt auch ein Kapitel).
Sie gesteht sich viele ihrer vergangene Fehler ein (wie gesagt, sie wird erwachsen) und bleibt so einzigartig wie eh und je. 
Man muss erstmal eine zweite Anya finden, also eine andere Protagonistin mit so viel Pflichtbewusstsein, Treue, Selbstlosigkeit und Sturheit. Könnte schwierig werden ...
Ich möchte Euch nicht wieder mit einer Lobrede über die Autorin zutexten, doch ich bin ihr sehr dankbar für diese Bereicherung in der Jugendliteraturwelt (seht Ihr, schon vorbei).


Negatives gibt es kaum nennen, aber die Kapiteltitel haben mir doch ab und zu ein bisschen den Spaß verdorben.
Immerhin möchte der Leser das Überraschungsmoment hautnah erleben und nicht schon in der Überschrift lesen.

Ich werde schwanger und nenne mein Baby Lindor
"Was?! Sie ist schwanger? Dann brauche ich ja gar nicht mehr weiterzulesen ..." (Keine Sorgen, nur ein erdachtes Beispiel)

Aber so zieht es sich leider fast durch das gesamte Buch und ich war kurz davor mit einem Lineal vorweg alle Titel durchzustreichen, damit sie mir nicht entgegen springen, sobald ich die nächste die Seite aufschlage.
Aber das ist eigentlich auch schon alles. Den Rest des Buches könnt Ihr ohne Probleme genießen.


Fazit


Wie seine Vorgänger schlägt auch "Extradunkel" ein sehr zügiges Tempo an und die Story rauscht nur so dahin. Jeder Charakter hat seinen eigenen, festen Platz in der Story und bewältigt seine Rolle mit Bravour. Ob nun böse oder gut, schwarz, weiß oder grau, sie alle haben eine Geschichte und mit dem ironischen Schreibstil der Autorin wird der letzte Band zu einem kleinen Schatztruhe mit vielen, wertvollen Zitaten (Habe ich erwähnt, dass die Protagonistin manchmal direkt zu dem Leser spricht? Wie cool ist das denn bitte?).
Mit diesem gelungenem Abschied verdient die Reihe einen Platz ganz weit oben in der Jugendliteratur und hoffentlich werden sich noch mehr Leser finden.


4 von 5 Punkten


Die Trilogie im Überblick:

- Bitterzart -
- Edelherb -
- Extra dunkel -

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