Unsterblich - Das neuste Meisterwerk der Science Fiction Literatur

16 Januar 2017

Is this the real life? Is this just fantasy?
(S.204)





Titel: Unsterblich
Autor: Jens Lubbadeh
Seitenanzahl: 447
Verlag: Heyne
Erschienen am: 11. Juli 2016
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Inhalt


Welchen Wert hat das Leben noch, wenn der Tod überwunden wird?
Genau das hat die Firma Immortal geschafft, nach dem Tod kann jeder als virtueller Klon, genannt Ewiger, weiterleben.
Auch vergangene Berühmtheiten wandeln wieder über die Erde. J.F. Kennedy ist erneut Präsidenten der Vereinigten Staaten, Queen bricht alle Rekorde mit ihrem neuen Album und Steve Jobs kündigt das iCar 6 an.
2044 scheint eine Zeit voller Möglichkeiten und Grenzenlosigkeit zu sein.
Und dann passiert das Unmögliche:
Die wiederbelebte Marlene Dietrich verschwindet spurlos und scheint wie vom Erdboden verschluckt. Die beunruhigende Nachricht droht an die Öffentlichkeit zu geraten und 
Zertifizierungs-Spezialist Benjamin Kari wird auf die Suche nach ihr geschickt.
Während seinen Ermittlungen in Berlin stößt er auf unfassbare Beweise und bald gerät nicht nur seine, sondern die gesamte Welt aus den Fugen.


Erster Satz


Der Regen sah aus, als würde er niemals aufhören.


Meine Meinung


Das erste, was mir ins Auge fiel, war natürlich das Cover: Schlicht, elegant und doch außergewöhnlich. Es ist einfach ein Eyecatcher und eine Bereicherung für jedes Bücherregal.
Auch der Klappentext konnte meiner Neugier weiter schüren und so dauerte es nicht lange, bis ich den Roman in Händen hielt, mich mit einer Decke in eine stille Ecke verzog und das erste Kapitel las...
Und zweite und das dritte. Die Seiten flogen nur so dahin, ich wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.
Der Autor erschafft mit einem feinen (an manchen Ecken noch etwas holprigen) Schreibstil eine so faszinierende, fremdartige, beängstigende und doch realistische Welt, dass man glatt von ihrem Sog erfasst wird und gar nicht anders kann, als mit Kari (der Hauptperson) auf jeder Seite mitzufiebern.
Und wo wir gerade von Charakteren sprechen:
Hut ab, Lubbadeh.
Mir fällt es normalerweise recht schwer, mich in eine Hauptperson hineinzuversetzen. Oft sind sie mir einfach unsympathisch oder handeln meines Erachtens total schwachsinnig.
Doch mit Ben Kari hat der Autor einen so faszinierenden Protagonisten ins Leben gerufen, dass ich nicht genug haben konnte.
Er ist nicht so perfekt, markellos und berechenbar, wie es heutzutage häufig in moderner Literatur zu lesen ist. Nein, Kari ist kurz gesagt ein Langweiler, der zwar einen recht interessanten Job hat, aber an besonderer Persönlichkeit nicht viel vorzuweisen hat. Und genau DAS ist das Brillante.
Viele seiner Entscheidungen fallen sehr instinktiv und mal auch falsch aus, Gedankengänge lesen wir ungefiltert und etwas chaotisch und doch ist er aufregender und sympatischer, als so viele andere 08/15 Protagonisten.
Die ganze Geschichte profitiert von diesem Schachzug! Lubbadeh zeigt, dass es nicht immer ein teuflisch gut aussehender Prinz sein muss, der die Welt rettet oder ein Mädchen, das sich schon immer anders gefühlt hat und plötzlich die letzte Überlebende eines was-weiß-ich-untergegangen-Volkes ist.
Kari ist der Durchschnittsmensch von nebenan und gleichzeitig auch wieder nicht. Denn was heißt schon Durchschnitt? Je mehr man ihn kennen lernt, desto interessanter und einzigartiger wird er,
letztendlich gibt es uns alle nur einmal.
Analog verhält es sich auch mit den Nebenpersonen des Romans.
Wer am Anfang der Feind war, kann zuletzt ein Verbündeter sein und gleichzeitig denkt doch jeder, dass er das einzig Richtige tut.


Sie zwang ihn jetzt zu einer Entscheidung. Aber zwischen welchen Optionen eigentlich?
Zwischen Fidelity und ... der Wahrheit?
Oh Mann, Ben, dachte er. Jetzt bist du schon genauso emotional wie sie.
(S.176)


Jetzt habe ich soviel über meine Eigeninterpretation der Charaktere geschrieben, obwohl das noch nicht einmal die Hauptaussage der Geschichte, sondern lediglich meine Lobrede an den Autoren und ein großes Dankeschön für so viel Vielfalt auf so wenig Papier ist.

Tatsächlich geht es viel mehr um Fragen zu Datenschutz, Macht, Manipulation und natürlich ein Leben nach dem Tod, die Unsterblichkeit. Man wird automatisch dazu verleitet sich selber zu fragen, wie man in dieser Zeit handeln und ob man auch das unsterblich Leben wählen würde.
Virtuelle Realität und ihre Grenzen stehen auch sehr im Vordergrund ich könnte jetzt noch seitenweise weiter auflisten, was das Buch alles anspricht. Kurz gesagt, es ist sehr abwechslungsreich und doch wirkt es nie zu philosophisch, politisch oder sachlich.
Unsterblich ist nämlich neben all diesen Denkanstößen auch ein Meisterwerk der Science Fiction Literatur.
Spannung, Action, Krimi-Atmosphäre und ein Hauch (aber wirklich nur ein sehr, sehr zartes Lüftchen) an Romanze schaffen es, sich ihr Plätzchen in den 450 Seiten zu suchen und machen aus dem ersten (!!!!!) Roman von Jens Lubbadeh ein grandioses Gesamtpaket an Emotionen, Philosophie und Science Fiction.



Um diesen kleinen Insiderwitz zu verstehen, müsst ihr leider den Roman lesen ;)
Der Song passt perfekt zu der Geschichte.
Wo endet das reale Leben und wo beginnt unsere Fantasie?

Fazit


Es wird wohl kaum überraschen, dass ich Unsterblich als erstes Science Fiction Fans an Herz legen kann, jedoch mit der Warnung, dass es sich hier nicht um einen Action Epos wie Star Wars handelt. Zwar ist Spannung durchaus allgegenwärtig, jedoch eher die eines Krimis.
Außerdem endet meine Empfehlung nicht bei Sci-Fi Nerds. Auch philosophisch und politisch ist es sehr anregend und lässt einen Virtual Reality von einem anderen Blickwinkel betrachten.
Wenn du also Lust auf Kontroverse, Dramatik und Unterhaltung hast, schnapp dir Unsterblich und verbringe ein paar phantastische Stunden/Tage mit diesem äußerst gelungenen und modernen Werk der Science Fiction Literatur.

5 von 5 Punkte


Danke


an Franziska Amann der Verlagsgruppe Randomhouse. Der Roman ist ein wahres Goldstück in meiner Sammlung ♥

2 Kommentare:

  1. Schön, dass es dir so gefallen hat :) Ich habe das Buch auch vor einer Weile gelesen und an sich ist es auch ganz gut gewesen, aber es war etwas anders, als ich dachte und irgendwie doch nicht so ganz mein Bereich :)

    Liebst, Lara.

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    1. Hallo Lara,
      ja, das Buch hat mich wirklich begeistert. Schade, dass es nicht deinen Vorstellungen entsprochen hat.
      Ganz liebe Grüße,
      Moira ❥

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