Das schwarze Herz T.C. Boyles - Ist die Erde dem Untergang geweiht?

14 Februar 2017

Eben noch war ich draußen, in der Welt, und im nächsten Augenblick war ich ein lebendiger Bestandteil von E2 [...] doch war es eher das Dröhnen der Stahltür, das metallische Einschnappen des Schlosses, das mich so aufwühle, dass mir die Tränen kamen - Tränen der Freude und Erleichterung.
Aber da war noch etwas anderes.
Eine Beklommenheit, würde ich sagen. Oder eine Ungewissheit, das trifft es vielleicht besser.
Dies war wirklich eine neue Welt.
Und jetzt war ich drinnen, und es gab keinen Weg zurück.
(S.103)




Titel: Die Terranauten
Autor: T.C. Boyle
Seitenanzahl: 608
Erschienen am: 9. Januar 2017
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Inhalt



Vier Frauen und vier Männer, eingesperrt für zwei Jahre in einer künstlichen Welt unter Glas.
Nichts rein, nichts raus.
Das haben sie sich geschworen.
Mit Jubel und Pressewirbel lassen sich die acht Terranauten in der Ecosphere einschließen, um herauszufinden, ob es möglich ist, eine neue Welt zu erschaffen, sollte es eines Tages die Erde nicht mehr geben.
Basierend auf einer wahren Geschichte erweckt T.C. Boyle das Experiment wieder zum Leben und reißt seine Leser mit hinein in die Natur der Ecosphere 2 und die Abgründe der menschlichen Emotionen.


Meine Meinung


Da ich eigentlich in diesem Moment meine Nase in ein Buch stecken und Linguistik und Literaturwissenschaft lernen sollte, wird meine Rezension vielleicht etwas knapper als sonst ausfallen, aber ich wollte die ersten Februar Wochen nicht ohne ein Wort von mir verstreichen lassen.
Außerdem ist meine Klausurenphase in zwei Wochen vorbei, es sollte also nicht mehr allzu lange dauern, bis hier wieder Leben einkehrt ;)

Doch genug zu mir zu und Spotlight auf T.C. Boyle.

Der Roman ist mir mal wieder durch sein Cover ins Auge gefallen, denn mal ehrlich, wie genial ist die Idee mit dem Astronauten im Wald?!
Der Name T.C. Boyle sagte mir zu dem Zeitpunkt noch nicht viel, das muss ich leider gestehen, doch jetzt ist diese Wissenslücke ja gefüllt und ich bin sicher, dass noch weitere Romane dieses brillanten Autoren hier im Kreuzfeuer landen werden.

Kreuzfeuer? Eigentlich eine unpassende Formulierung, denn es gibt nicht viel negatives zu dem Buch zu sagen.
Wir erleben die zwei Jahre des Einschlusses in voller Länge durch drei Erzählern, die immer sehr ehrlich und persönlich aus der Ich-Perspektive berichten.
Der Schreibstil ist akkurat und fesselnd, die einzelnen Handlungen gerissen verknüpft und die Charaktere tiefgründig und vielseitig.
Niemand ist ein allzu großer Sympathieträger, an manchen Stellen klatscht man sich triumphierend mit einem Protagonisten ab und ein paar Seiten später will man ihn in den Boden trampeln.
Für Abwechslung sorgt der Autor also reichlich.


- Hier am besten ein kreatives Foto des Covers vorstellen (vielleicht mit dem passend grünen Hintergrund eines Waldes oder so)
Tut mir leid dass die Rezension so unbunt ist - durch die Klausuren ist auch leider keine Zeit für Fotoshoots (außerdem ist meine Kamera noch nicht mit mir umgezogen) Bilder folgen, so schnell wie möglich (gilt auch für alle anderen aktuellen Rezis) -


Auch der wissenschaftliche Aspekt kommt nicht zu kurz. Natürlich bin ich keine Biologin und musste ein paar Fachbegriffe unergründet vor sich hin existieren lassen, doch konnte ich den meisten Beschreibungen fließend und vor allem neugierig folgen.
Denn das ist, was ich an meisten aus Die Terranauten mitgenommen habe: Neugierde.
Nur zu gerne hätte ich in den 90er Jahren die Nachrichten über das wirklich Experiment Biosphäre-2 verfolgt und während dem Lesen konnte ich nicht widerstehen mit vorzustellen, selber unter der Glaskuppel im künstlichen Wald zu stehen oder den elektrisch erzeugten Wellen zu lauschen.
Denn T.C. Boyle besitzt wahrlich ein Talent, seinen Leser zu faszinieren und in andere Welten zu versetzten.
Ich war schon fast überrascht, in meinem eigenen Zimmer oder in der U-Bahn zu sitzen, wann immer ich vom Buch aufschaute. So manche Bahn Stationen wurden wegen dem kleinen Übeltäter verpasst.

Zu Beginn habe ich von wenigen negativen Kritikpunkten gesprochen. Es gibt eigentlich nur einen, und das sind ein paar Längen, die in der Mitte des Romanes entstehen. Jedoch sind sie geringfügig und nicht weiter der Rede wert.


Fazit


So. Jetzt habe ich doch ein paar Wort mehr zu dem Roman gefunden.
Meine Meinung zu Die Terranauten ist durch und durch positiv: Die Handlung und Charaktere sind kreativ gestaltet, das Experiment spannend vom Autor umgesetzt und der Roman neben all seinen Artgenossen eine wahrliche Abwechslung.
Wer sich einen Horror-/Psycho-Thriller hinter dem Klappentext vorstellt (wie menschliche Experiment so oft dargestellt werden), wird enttäuscht sein, denn T.C. Boyle legt mehr Wert auf das Künstlerische und die Philosophie, als auf blutiges Drama.
Für mich war das äußerst interessant und fesselnd und das Ende hält so einige Überraschungen bereit, selbst für die, die die pessimistische Einstellung des Autors zur Menschheit kennen ;)
Solltest du also gerade drüber nachdenken, das Buch zu lesen oder nicht, so gönn's dir!
Die Frage, was eines Tages für eine Form menschlichen Lebens möglich sein könnte, wird dich, ebenso wie die Geschichte selbst, nicht so schnell wieder loslassen.

5 von 5 Punkte

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