Anne of Green Gables - Ein Vergleich zwischen Buch und Serie

09 Juni 2018

Einen wunderschönen Mai Juni, wünsche ich all meinen bibliophilen Mitmenschen!
Mal wieder ist ein ganzer Monat an myAvalon vorbeigezogen, ohne dass ich auch nur einen Post hochgeladen habe. Der Grund ist, dass das Sommersemester in Berlin angefangen hat und meine Vorlesungen und Seminare spannender denn je sind! Und somit natürlich auch ihre Zeit beanspruchen. Für private Lektüre ist da kaum noch Platz, geschweige denn für geschrieben, überlegte Worte, doch das Buch, von dem ich euch gleich erzählen werde, musste einfach sein.
Die Rede ist, der Titel hat es schon verraten, von Anne of Green Gables. Der deutsche Titel lautet Anne auf Green Gables, doch ich habe sowohl das Buch als auch die Serie auf Englisch gelesen/geschaut und zudem finde ich, dass es sich etwas dämlich oder zumindest weniger melodisch als der Originaltitel anhört, sodass ich nur von ersterem Gebrauch machen werde.

Da die Geschichte in unserer Generation nicht mehr ganz so bekannt ist, hier ein kurzer Klappentext zum ersten Band der sechsteiligen Serie, Anne of Green Gables (1908):

Wir tauchen ab in das 19. Jahrhundert und verfolgen das Leben des jungen Waisenmädchen Anne Shirley, das im Alter von elf Jahren versehentlich von einem älteren Geschwisterpaar adoptiert wird und von da an auf der Farm Green Gables lebt. Annes Fantasie und Liebe zur Romantik stehen in Vordergrund der Erzählung, die Tage verbringt sie entweder mit Träumen oder Lesen und ihr zugleich verspieltes und doch frühreifes Verhalten unterscheidet sie stark von all den anderen Kindern ihrer Stadt.

"[...] she said she didn't know and for pity's sake not to ask her any more questions. She said I must have asked her a thousand already. I suppose I had, too, but how are you going to find out about things if you don't ask questions?"
- Anne (S.16)


Anne ist eine herzliche und überraschend moderne Protagonistin, mit der man sich nur allzu leicht identifizieren kann (so erging es jedenfalls mir). Ihre Reden reichen manchmal über mehrer Seiten, sie spricht ohne Punkt und Komma und obwohl manche (im Roman) es nicht zugeben wollen, so hört man ihr doch meistens gerne und gespannt zu. Früh ist sie jeden Tag auf den Beinen, hilft fleißig auf der Farm mit, bzw. versucht es zumindest und streunt durch die üppigen Felder und Wälder um Green Gables. Hügeln, Bäumen und Teichen verleiht sie ihre eigenen Namen und so wird man Hals über Kopf in ihre fantastische Welt mit hinein gezogen. The Lake of Shining Waters, Idlewilde, the Violet Vale, man fühlst sich einfach zuhause wenn man mit Anne zusammen diese magischen Orte erkundet.

"Have you ever heard anything more romantic?" Anne - Season 2 Trailer



Wie ich bereits sagte, ich habe das Gefühl, dass die Bücher in unserer Generation nicht mehr so bekannt sind und wie viele andere habe ich sie jetzt durch Netflix wiederentdeckt. Bevor ich jedoch genauer auf dieser TV-Serie eingehe, lasst mich schnell einen Blick auf eine vorherige Adaption werfen, aus dem Jahr 1985. Diese ist glaube ich (noch) die berühmteste, Anne wird von der Hauptdarstellerin Megan Follow porträtiert, die ich lustigerweise schon aus der CW Serie Reign kenne, als Caterina de' Medici. Die mittlerweile 50-jährige Schauspielerin als junge Anne zu sehen ist eine ganz außergewöhnliche Erfahrung und ich kann es kaum erwarten die DVDs irgendwie in die Hände zu bekommen und loszulegen! Was ich nämlich von ein paar YouTube Videos gesehen habe, lässt mich vermuten, dass sie sich etwas genauer an die Bücher hält und ich habe viele Szenen wiedererkannt. Was die aktuelle Serie angeht... weeeell, die scheint ein bisschen unabhängiger zu sein. Auf sie kann ich ein wenig genauer eingehen, da ich die gesamte erste (bis jetzt einzige) Staffel gesehen habe. Die Fortsetzung erwartet uns wohl im Herbst diesen Jahres bereits am 6. Juli diesen Jahres (*hüpf hüpf*). Ein Termin, der definitiv in meinem Kalender eingetragen wird!

Die Besetzung der 2017 Netflix Serie ist erstmal unglaublich passend. Als ich begann das Buch zu lesen, konnte ich das Bild der jungen Amybeth McNulty nicht aus meinem Kopf verbannen, da sie jede Faser der Romanfigur verkörpert. Die großen Augen, das sommersprossige Gesicht und ihr feuriges Temperamen... als wäre sie direkt den Worten der Autorin entsprungen. Das gleiche gilt für Marilla und Matthew Cuthbert, Annes Adoptiveltern, die von Geraldine James (diese Frau! Einfach unglaublich!) und R.H. Thomson gespielt werden. Auch ihre Freundin, Diana, besetzt mit Dalila Bela, gefällt mir recht gut und Lucas Jade Zumann als Gilber Blythe ist schlichtweg fantastisch!
Die enstehende Atmosphäre schließt sich ganz der Besetzung an, sie ist wundervoll! Starke Bilder, magische Szenerien und verzaubernde Kostüme! Eine ideale Basis also für eine erfolgreiche und hochqualitative Serie.

"We are rich", said Anne staunchly. "Why, we have sixteen years to our credit, and we're happy as queens, and we've all got imaginations, more or less. Look at that sea, girls - all silver and shadow and vision of things not seen. We couldn't enjoy its loveliness any more if we had millions of dollars and ropes of diamonds [...]."
(S.294)


Nun zu der dunklen Seite der Macht- quatsch, Serie natürlich (Entschuldigt, ich komme frisch aus dem Kino).
Viele Fans der Buchserie haben sich, meiner Meinung nach mit Recht, beschwert, dass Roman und Serie sehr unterschiedlich von ihrer Aussage sind und viel an der Story rumgebastelt wurde. Bevor ich auch nur eine Seite der Vorlage gelesen hatte, musste ich schon feststellen, dass die ersten zwei Folgen doch etwas zäh und manche Motive und Handlungen in der Serie einfach nervig sind.
Jetzt, wo ich den ersten Teil der Buchvorlage abgeschlossen habe, kann ich natürlich einen genaueren Vergleich ziehen. Ich versuche, mich nicht zu verlieren, denn ich glaube, es würden euch wenig bringen, wenn ich ins Detail gehe und ihr weder Buch noch Adaption kennt.
Was ich jedoch recht sicher sagen kann, ist, dass die Produzenten oder Schreiber oder Regisseure (wer auch immer) der Netflix-Serie keine großen Intentionen haben, zu genau der Original-Story von L.M. Montgomery (die Autorin der Bücher) zu folgen. Der heute veröffentlichte Trailer zu Staffel 2 unterstützt diese Vermutung, denn man kann viele, viele, viiiiiele Szenen sehen, die definitiv neu sind und weit entfernt von den Büchern sind.

Nun die Frage: Ist das etwas Schlechtes?
Ich bin sicher, hier werden die Meinungen stark auseinander gehen. Meine versuche ich schön neutral in der Mitte zu halten. Viele Änderung gefallen mir absolut nicht, viel zu viel Drama und Geschrei als dass das Skript nötig hätte. Doch andere Entscheidungen begrüße ich, so zum Beispiel, dass der französische Stallbursche Jerry, der in den Romanen nun namentlich genannt wird, aber keinen einzigen Auftritt hat, hier ein fester Bestandteil ist. Der Charakter fügt ordentlich Charme und Würze zu Annes Leben auf Green Gables hinzu und die zwei Schauspieler sind nur allzu putzig vor der Kamera.

The joy of sincere work and worthy aspiration and congenial friendship were to be hers; nothing could rob her of her birthright of fancy or her ideal world of dreams. And there was always the bend in the road!
(S.333) 


Ihr seht, alles hat Vor- und Nachteile. Die Serie ist eine wunderbare Abwechslung von dem restlichen, aktuellen Netflix Programm und bei hochwertiger Romantik, Natur und Poetik bin ich einfach immer an Bord.
Hat denn ein anderes Wesen, das gerade diese Worte liest, die Serie bereits geschaut oder gelesen oder auch nur etwas davon in der Presse mitbekommen? Vielleicht konnte ich dir auch etwas Neues vorstellen und du bist jetzt voller Neugier und wirst entweder nach dem Buch oder dem Trailer zur Serie suchen. Sei es wie es sei, wie immer würde ich mich über spannende Kommentare freuen und wenn du einen guten Tag hast, dann ist das natürlich auch super.
Bis zum nächsten Mal,

eure Moira

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