Pride and Prejudice and Zombies - Hot or Not?

06 April 2018

Quelle aller Bilder in diesem Post: IMPA

Ihr müsst wissen, während ich diese Zeilen schreibe, schüttel ich mich so sehr vor Lachen, dass ihr mir bitte die folgenden Flüchtigkeitsfehler verzeihen müsst. Für zwei Jahre !!! habe ich den Fehler "UPTADE" statt "UPDATE" in der Überschrift, ja, in der Überschrift!, meines letzten Posts zu diesem Film nicht gesehen. Jetzt versteht ihr vielleicht - ich lache mich selber aus. Ein weiterer Auslöser meines Lachanfalls ist, dass ich eben meinen ersten Beitrag zu PPZ gelesen habe, der unter anderem zwei Punkte anspricht:
Wie toll Lily James als Lizzi sein wird und wie schrecklich Sam Riley als Darcy aussieht...
Nun... sagen wir, der Film hat mich etwas umgestimmt. Doch beginnen wir doch von vorne.

Ich kenne bereits zwei Verfilmungen von Jane Austens unsterblichen Roman Pride and Prejudice bzw- Stolz und Vorurteil, wahrscheinlich die gleichen wie ihr alle auch:

1995 und 2005

Zehn (Licht-) Jahre liegen zwischen den beiden Filmen, es sind zwei komplett verschiedene Welten und ich kann mich stundenlang mit Verteidigern der 2005 Version streiten. Die 1995 Serie ist in meiner Familie heilig, bevor ich auch nur ein Wort Englisch verstand, habe ich immer und immer wieder BBC Verfilmungen geschaut und immer und immer wieder hat meine Mutter auf Pause gedrückt und mir kurz zusammengefasst, was gerade passiert, damit ich ungefähr die Handlung verstehe. In finsteren Zeiten greifen wir also zu Pride and Prejudice (oder zu Herr der Ringe) und schon sieht die Welt wieder rosig aus.

Die Neuigkeiten einer Zombie Version fand ich gar nicht lustig, ebenso wenig wie den ersten Teaser. Der Trailer, der einen Monat darauf folgte, war schon etwas vielversprechender, doch trotzdem habe ich es verpeilt, mir den Film frisch im Kino anzusehen.
Jetzt, im Jahr 2018, habe ich mich endlich dazu aufraffen können, mein Versprechen einer Rezension einzuhalten und somit kommen wir zu meiner Kritik:




Titel: Pride and Prejudice and Zombies / Stolz und Vorurteil und Zombies
Regisseur: Burr Steers
Genre: Comedyhorrorromanze (gibt es dieses Wort überhaupt?)
Länge: 107 Minuten
Mit: Lily James, Sam Riley, Jack Huston, Bella Heathcote, Douglas Booth, Matt Smith, Charles Dance und Lena Headey





Inhalt


 England im 19. Jahrhundert: Bälle, Klatsch und Tratsch, prachtvolle Gärten und leidenschaftliche Romanzen. Das ist unser Bild dieser Zeit, wenn wir Jane Austen lesen. Nun, vielleicht hat sie ein kleines Detail ausgelassen: Zombies! Mit den exotischen Waren aus aller Welt während der Kolonialisierung kommt auch eine Krankheit ins heilige Mutterland und schnell breitet sie sich um London aus. Die fünf Bennet Schwestern wurden ihr ganzes Leben lang der Kriegskunst unterwiesen, Romanze ist kaum Teil ihres Alltages und somit herrscht große Aufregung, als ein reicher Jungeselle in die Gegend zieht. Welche der Schwestern wird sein Herz erobern können und welche Vergangenheit versucht sein Freund, der ungehobelte, doch mysteriöse Colonel Darcy zu verdrängen?


Meine Meinung


Meine größte Angst war eine Entweihung meiner, wie bereits gesagten, heiligen Verfilmung aus 1995. Doch im Gegensatz zu dieser Adaption (95), welche von Anfang an den Ernst des Zuschauers in einem gewissen Maße verlangt, ebenso wie die 2005 Version, so drollig das auch für mich zu schreiben ist, so verlangt Pride and Prejudice and Zombies (PPZ) genau das nicht. Ziel ist es, dem Zuschauer eine gute, vergnügte Zeit mit Zombies zu bescheren, die nach menschlichen Gehirnen lüstern, sodass wir unsere eigenen bequem für zwei Stunden ausschalten können. Erste Regel also, wenn ihr diesen Film schauen wollt: Nimmt ihn nicht allzu ernst.
Zweite und dritte Regel: Hinterfragt nicht zu viele plot holes und genießt es, wie Lizzi und Dracy sich gegenseitig die Köpfe einschlagen.
Die zwei Hauptdarsteller Lily und Sam haben das unkonventionelle Anschreien und Raufen zwischen den zwei Charakteren augenzwinkernd in einem Interview als Weg bezeichnet, ihre sexuelle Frustration rauszulassen. Die Zombies sollen also nicht im Mittelpunkt stehen, es geht nicht darum die Geschichte ändern oder verbessern zu wollen, sondern sie als Mittel zu benutzen um die Spannung und das Verlangen zischen Darcy und Lizzi zu steigern. Dieser Plan ist meiner Meinung nach wundervoll aufgegangen und hat mir das gezeigt, was ich mir immer ein bisschen gewünscht habe, eine etwas aggressivere Romantik, die über das Händchenhalten hinaus geht.

Das heißt nicht, dass der Film, aus dem "richtigen" Blickwinkel betrachtet, fehlerfrei ist. Manchmal, wenn er versucht eine ernste und tiefere Atmosphäre zu schaffen, wirkt es etwas gekünstelt und erzeugt ein paar Witze, die wahrscheinlich so nicht geplant waren. Zudem wird die Handlung sehr schnell vorangetrieben und verliert so ihre Originalität, was jedoch zu erwarten war, da es halt schwer ist, so viel in einen simplen (unter) 2 Stunden Kinofilm zu packen.
Doch apropos Handlung, die Originalhandlung sowie viele Dialoge aus dem eigentlich Roman ohne Zombies sind klar und deutlich erkennbar und bilden noch immer die Basis des Filmes. Alle hinzugefügten Stränge sind spannend und interessant und das Aufeinandertreffen von alten und neuen Szenen ergibt ein ordentliches, wohl durchdachtes Konzept.

Nun auf zum Cast!


"Einerseits bin ich von der Idee begeistert, dass Lily James meine geliebte Lizzie Bennet spielen wird [...] Jedoch ist die Besetzung von Mr. Darcy, als auch die von Mr. Collins, meiner Meinung nach so fehlerhaft, dass ich mich frage, was in Gottes Namen sich der Regisseur dabei gedacht hat?
Sam Riley ist [..] für mich als Mr. Darcy einfach unvorstellbar. [...] Können Sam Riley und Matt Smith nicht einfach die Rollen tauschen?"

...Meine Worte nach dem ersten Trailer... Ich bin so froh, dass sie sie nicht getauscht haben.
Es stellt sich nämlich heraus, dass ich Lily James (Downton Abbey, Cinderella) als Lizzi zwar in der Tat sehr passend finde, doch kann sie mich in manchen, vor allem ersten Szenen, nicht ganz überzeugen, sodass ich aus dem Film falle. Schade, aber wahr.
Ganz im Gegensatz dazu steht Sam Riley (On the Road, Maleficent), dem ich sehr, sehr, sehr skeptisch gegenüber stand, doch hat er mich in jeder einzelnen Szene überzeugen können. Ich kann nicht sagen, wie er in der deutschen Version wirkt, doch in der OV ist seine Stimme betörend rau und kehlig. Ich finde, das passt perfekt zu dem neuen Bild von Darcy als Soldat, aber ich kann mir auch vorstellen, dass viele es etwas irritieren finden werden (so zum Beispiel mein Bruder). Doch auch dessen ungeachtet ist seine Performance so klasse und professionell, dass er Colin Firth ernste Konkurrenz macht.
Who's next? Mr. Wickham wahrscheinlich, porträtiert von Jack Huston (Nachtzug nach Lissabon, American Hustle). Zu ihm kann ich nicht viel sagen, außer dass er einen guten Job macht und eine überaus interessante Seite von Wickham zeigt. Bei Bella Heathcote (Fifty Shbieades Darker) verhält es sich ähnlich, ich habe sie noch nie woanders gesehen, doch als Jane ist sie wunderschön und die etwas aktivere Rolle durch das Abschlachten von Zombies bekommt ihr unglaublich gut.
Ihre andere Hälfte hingegen habe ich schon öfters hier und da auftauchen sehen: Douglas Booth (NoahJupiter Ascending) spielt einen sehr knuddeligen Mr. Bingley und passt außerordentlich in die Ironie des gesamten Filmes.
Ebenso wie Matt Smith (Sally Lockhart, Dr. Who, The Crown), der einen fantastischen Mr. Collins gibt und zum Brüllen komisch ist. Doctor Who Fans werden ihn vielleicht mit dem 11 Doktor, seiner berühmtesten Rolle, vergleichen, da er Mr. Collins ordentlich seinen eigenen Stempel aufdrückt.
Auffällig sind noch zwei gewisse Mitglieder des Lannister Clans: Lena Headley (300, Game of Thrones) als Lady Catherine de Bourgh und Charles Dance (Game of Thrones, Ein ganzes halbes Jahr) als Mr. Bennet. Beide Charaktere sind eigentlich genau wie im Original, doch Lady Catherine de Bough wurde noch etwas erweitert: Die Rolle als berühmteste Zombie Kriegerin Englands und ihre Augenklappe stehen ihr vorzüglich und passen mal wieder sehr gut ins Bild des Filmes.

Als letzten Punkt noch einen kurzen Kommentar zu den restlichens Bennet Schwestern, von denen man nur wenig und noch am meisten Lydia, gespielt von Ellie Bamber (The Musketeers) sieht. Doch abgesehen von ihr ist mir noch Millie Brady (King Arthur) als Mary Bennet aufgefallen, die in jeder Szene wirklich sympatisch und hübsch wirkt, so ganz anders als im Buch. Vor allem in der, leider ausgeschnitten, Klavier Szene zusammen mit Charles Dance konnte sie glänzen, deswegen lege ich euch noch den Rat ans Herz, die Deleted Scenes zu schauen (bei DVDs im Bonusmaterial und manche, nicht alle, sogar auf YouTube zu finden). Zwei bis drei sind wirklich sehenswert und hätten meiner Meinung nach perfekt in den Film gepasst.


Fazit


Oo de lally! Was für ein Film! Trashig - doch nicht zu billig, lustig - doch nicht zu lächerlich und dramatisch - doch nicht zu ernst. Eine wunderbare Mischung, wenn ihr mich fragt.
Pride and Prejudice and Zombies kann ein ordentliches Drehbuch, ein herrliches Cast, sowie einen tollen Soundtrack von Fernando Velázquez vorweisen. Wenn du ein klassischer Jane Austen Fan bist und so wie ich am Anfang die Idee gar nicht magst, aber vielleicht doch Lust auf den Film hast, den ich gerade beschrieben habe, so gib ihn vielleicht eine Chance.
Ich bin gespannt auf eure Meinungen!

4,9 von 5 Punkten




Englischer Trailer



Deutscher Trailer

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